Ithaka Institut

Biochar Seed Wrapping

Saatgut-Ummantelung

Wie in den Versuchen mit Pflanzenkohle-Komposten gesehen, ist die Wirkung von Pflanzenkohle umso besser, je größerer Nähe sie zu den Pflanzenwurzeln appliziert wird. Basierend auf diesen Erfahrungen haben wir zahlreiche Versuche zur Ummantelung von Saatgut mit Pflanzenkohle-Lehm-Kompost-Mischungen durchgeführt. Insbesondere in armen, erodierten Böden und in trockenen Klimaten kann die Keimung und der Aufwuchs der Pflanzen in den entscheidenen ersten Tagen deutlich verbessert werden.

Die Ummantelung von Saatgut bringt mehrere entscheidende Vorteile. Die Wasserversorgung für die keimenden Samen wird deutlich erhöht, da die Hülle aus Ton und Humus verhältnismäßig viel Feuchtigkeit speichern kann. Zudem wird durch den Einschluss der Saat eine frühzeitige Keimung verhindert: Die Quellung der Samen findet erst statt, wenn so viel Regen gefallen ist, dass das Wasser bis ins Innere des Seedballs vordringen kann. So wird sichergestellt, dass ein Auskeimen nur erfolgt, wenn die Bedingungen im Oberboden auch nach der Keimung günstig für das weitere Wurzelwachstum sind. Wird die Keimung bei nacktem Saatgut bereits nach einem geringfügigen Niederschlagsereignis ausgelöst, besteht die Gefahr, dass in ariden Klimata aufgrund einer darauf folgenden Trockenperiode die auflaufende Saat wieder vertrocknet. Nach dem Aufkeimen versorgen die organischen Substrate die Keimlinge in unmittelbarer Nähe der ersten Feinwurzeln mit wertvollen Nährstoffen.

Zusätzlich schützt die Hülle die Samen vor Fraßfeinden, was gerade in Gebieten mit vielen Ameisen und/oder Vögeln erfolgsentscheidend sein kann. Ein wesentlicher Vorteil der Methode ist weiterhin die Möglichkeit  pflugloser Saat, denn Seedballs benötigen keine maschinelle Einarbeitung vor oder nach dem Ausbringen. Die Mantelsubstrate können zusätzlich mit Mikroorganismen beimpft werden, um so das biologische Umfeld der jungen Keimlinge zu verbessern und die Chancen für ein Auftreten von Fäulnis und typischen Keimlingskrankheiten zu verringern. Die Integration von gezielten symbiontischen Partnern, z.B. mit Rhizobien-Inokkulaten bei Leguminosesaaten, wäre ebenfalls eine sinnvolle spezifische Anwendung.

Die Zugabe von Pflanzenkohle verstärkt die positiven Effekte insbesondere hinsichtlich der Wasserversorgung, optimalen redox und pH Verhältnissen und vermutlich auch durch pflanzliche Signalstoffe, als die einige der volatilen Stoffe der Pflanzenkohle wirken. Seit 2012 testen wir verschiedene Mischungen der Ummantelung für unterschiedliche Samenarten und führen Versuche zur geeigneten Applikationsart durch. Wir entwickelten "Saatgut-Smarties" für die schnelle Begrünung von Skipisten nach der späten Schmelze von Kunstschnee, für die Revegetation degradierter Böden und für die Installation von Begrünungssystemen in Weinbergen. Derzeit arbeiten wir insbesondere an einem System für herbizidfreie Direktsaat. 

Wir sehen eine enormes Potential für Pflanzenkohle basierte Saatgutumantelung zur Reduktion von Düngemitteln und zur Förderung von Direktsaatsystemen, wobei die Saaten den entscheidenden Wachstumsvorteil gegenüber Beikräutern erhalten. Es ist eine der geschicktesten Wege, mit geringen Mengen Pflanzenkohle die größte Wirkung zu erzielen und damit den Einsatz von Pflanzenkohle auch in der Landwirtschaft wirtschaftlich erfolgreich umzusetzen.

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Weitere Informationen zur Saatgut-Ummantelung finden Sie in den Ithaka-Artikel: Seedballs - Kunst der Ummantelung von Saatgut